Presseschau

Schweiz am Wochenende vom 27.05.2017

Mikrofondiebe und Jeansträger

Der FC Basel feierte traditionsgemäss auf dem Barfi den Sieg im Cupfinal – mit kleinen Überraschungen.

Céline Feller

Sie wären schon viel früher auf dem Barfi gewesen. Aber die Dopingkontrolle machte dem frisch gekürten Cupsieger aus Basel einen Strich durch die Rechnung. Luca Zuffi und Adama Traoré wurden auserwählt, Proben abzugeben. «Das hat alles etwas länger gedauert bei ihnen. Luca konnte ja noch mit Alkohol verdünnen und nachhelfen, aber bei Adama, der keinen Alkohol trinkt, war das etwas komplizierter», erzählt Urs Fischer keine 24 Stunden nach dem Spiel mit einem Lachen im Gesicht. Normalerweise reist die Mannschaft dann ab, die Spieler in der Kontrolle kehren separat nach Hause. Nicht aber nach so einem Spiel. Der FC Basel hatte den Cup-Mythos von Sion besiegt und eine grosse Feier vor sich. Um 21 Uhr konnte das Team dann endlich abfahren. «Diese Momente im Bus, die kann man nicht beschreiben», sagt Fischer. Die Stimmung sei fantastisch gewesen. So, dass es niemandem etwas ausgemacht hätte, noch eine Stunde länger zu fahren. Tätschmeister im Bus war – wie konnte es auch anders sein – Davide Callà, der diesen Part auch auf dem Balkon erneut übernahm. Im Bus musste er Musikwünsche unterschiedlichster Art erfüllen: Von Après-Ski-Hits, «bei denen unsere Afrikaner nicht so mitsingen konnten», wie Fischer scherzte, bis hin zu Hits der 70er-Jahre, «für die ältere Generation im Bus».

Kurz vor 1 Uhr hatten dann auch die Fans Grund zu feiern, als ihre Lieblinge – angeführt von Matías Delgado mit der Sandoz-Trophäe in der Hand – den Balkon betraten. Dass es keine Meisterfeier war, wie Basel sie kennt, zeigte die Anzahl Fans, die im Vergleich zur Feier von vor einem Monat merklich angestiegen war. Oder die Tatsache, dass Seydou Doumbia sogar Jeans an hatte, statt einem Trainingsanzug wie beim letzten Mal. Oder dass Bernhard Heusler, sonst immer zurückhaltend beim Ausgang zum Balkon, sich das Mikrofon schnappte um sich zu bedanken und die Restschweiz zu warnen: «Was wir in Genf erlebt haben, das war Fankultur gegen Eventbesucher. Chapeau! Das ist Leidenschaft, die leben wir hier, die Anderen begreifen das nicht. Genau deshalb schaffen wir das nächstes Jahr wieder». Danach verschwand der Präsident im Hintergrund. Bevor die Spieler nach einer knappen halben Stunde den Balkon wieder verliessen, griff aber noch einer nach dem Mikrofon, von dem man es nicht erwartet hätte: Taulant Xhaka. Auch er bedankte sich herzlich bei den Fans und stimmte im Anschluss Songs wie «Wär nid gumpt dä isch kei Basler» oder «Sait dr Babbe zu sim Sohn» an. Die Menge feierte ihn und seine Team-kollegen, forderte Heusler auf, Pyros zu zünden und Callà, noch mehr zu trinken.

Letzteres dürfte eingetroffen sein. Die Spieler feierten nach dem offiziellen Teil noch weiter. «Es hat sich keiner per SMS abgemeldet, das wäre ja noch schöner!», sagt Fischer, der seine Jungs am Nachmittag zum Training erwartete. Wie heftig mögliche Nachwehen und der Zustand von allen sei, wisse er nicht. Verletzt sei im Hinblick auf das Spiel gegen GC keiner. Nur Delgado habe nach dem Zusammenprall noch ein Bobo. «Aber wenn ich ihn so gesehen habe an der Feier, ist das alles nicht so schlimm».

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