Presseschau

Basler Zeitung vom 27.05.2017

Ja zu van Wolfswinkel und eine Chance für Kuzmanovic

Der «neue» FC Basel wird dem alten gleichen

Von Marcel Rohr

Basel. Selten, ja vermutlich noch nie hat man Georg Heitz, Bernhard Heusler sowie die übrigen Mitglieder des FCB-­ Verwaltungsrates derart erleichtert und ausgelassen erlebt wie nach dem Cupsieg in Genf. Mit dem Gewinn des Silberkübels fiel der schwere Druck einer ganzen Saison ab. «Aussergewöhnlich schön», beschrieb Sportdirektor Heitz den Moment nachts um 1.30 Uhr im «Papa Joe’s», dem Epizentrum der rotblauen Begeisterung in dieser Nacht.

Nicht blicken liess sich wie immer in den letzten Wochen Marco Streller. Der Nachfolger von Georg Heitz arbeitet mit Hochdruck an der Zusammenstellung der Basler Kaderausgabe 2017/2018. Und die Ansprüche sind mit dem Dou­ble-Gewinn, dem sechsten der Geschichte, nicht kleiner geworden.

Strellers Masterplan sieht keinen radikalen Umbau vor, im Gegenteil. Die Mannschaft wird nur in Nuancen verändert werden, im Vordergrund steht die Reduzierung des Kaders. Aufregung wird es – Stand heute – einzig im Angriff geben. Zum neuen Schlüsselspieler in der Abteilung Attacke haben Streller sowie der neue Trainer Raphael Wicky (40) Ricky van Wolfswinkel erkoren. Der 28-jährige Holländer müsste bei Vitesse Arnheim aus einem Kontrakt herausgekauft werden, der bis 2019 Gültigkeit hat; dafür sind die Basler bereit, zwischen zwei und drei Millionen Franken Ablöse zu entrichten.

Nsame kein Thema mehr

Neben van Wolfswinkel soll Albian Ajeti (20) ein zweites Mal die Chance bekommen, sich in Basel durchzusetzen. Für den in St.?Galler Diensten stehenden Torjäger dürften mindestens zwei Millionen Franken fällig werden, da die Ostschweizer ihren als Coup gefeierten Transfer ungern einfach so ziehen lassen wollen. Dafür haben die Basler das Interesse an Jean-Pierre Nsame (24, Servette) verloren. Der beste Torjäger der Challenge League entspricht nun doch nicht den Erwartungen.

Die dritte Planstelle im Angriff soll deshalb einem jungen Spieler aus dem eigenen Nachwuchs zugewiesen werden: Afimico Pululu (18) und vor allem Neftali Manzambi (20) sind erste Anwärter. Sie passen ins Konzept der neuen Führungscrew, das sich die tiefere Einbindung des Nachwuchses auf die Fahne geschrieben hat. Für die neuen Kräfte muss jedoch Platz geschaffen werden, was bedeutet, dass neben Marc Janko und Seydou Doumbia auch die Zeit von Andraz ­Sporar abläuft. Der Slowene wirkt beim FCB blockiert, er hat sein Potenzial nur angedeutet. Ausserdem war der 23-Jährige immer wieder verletzt oder krank. Nun soll er ausgeliehen werden – diverse Clubs haben ihr Interesse längst deponiert.

Und da ist noch die Personalie Zdravko Kuzmanovic. Der 29-jährige Serbe hat eine Saison zum Vergessen hinter sich. Ende 2015 zerstritt er sich mit Urs Fischer und flüchtete nach Spanien. Seit seiner Achillessehnen-Operation Ende 2016 kämpft der Mittelfeldspieler nun um den Anschluss, das Leihgeschäft mit Malaga ist zu Ende.

Beim FCB ist er vertraglich noch bis 2020 gebunden. Laut BaZ-Recherchen zeichnet sich eine eher überraschende Wende ab: Kuzmanovic soll unter Raphael Wicky nochmals eine Chance erhalten. Dass der mit genug Selbstvertrauen ausgestattete Spieler unter Fischer Fehler gemacht hat, ist ihm selbst längst klar geworden. Beim «neuen» FCB unter Streller sieht man das Potenzial von «Kuz» – und hofft, dass der Profi die nächste und wohl letzte Chance nutzt. Was auch die eigene Buchhaltung entlasten würde.

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