Presseschau

Walliser Bote vom 19.05.2017

Ein spätes Ausrufezeichen

Super League | Constant trifft in der 5. Nachspielminute (2:2), Punkt für Platz 3 und Moral für den Cup

Der FC Sitten schien spät bestraft zu werden, da traf Kevin Constant in der fünften (!) Nachspielminute zum 2:2. Ein wertvoller Punkt für Platz 3, ein Ausrufezeichen für den Cupfinal.

Hans-Peter Berchtold, Basel

Keine Cupfinal-Emotionen, sondern eher pure Berechnung seitens des FC Sitten. Zwei Viererketten standen tief in der eigenen Hälfte, um dem Meister den Raum eng zu machen. Bei Ballgewinn setzte es fast ausschliesslich das weite Zuspiel nach vorne ab, das den Empfänger in Unterzahl oft in eine hoffnungslose Situation manövrierte.

Sittens Torhüter Anton Mitrjuschkin musste bereits vier heikle Situationen bereinigen, bevor das überfällige 1:0 fiel. Janko, an dessen Engagement GC Interesse bekundet, erzielte aus kurzer Distanz eines seiner einfachsten Treffer auf Schweizer Boden (33., 1:0). Vorher parierte Sittens Keeper den Abschluss von Lang aus spitzem Winkel (2.), bewies bei Petrettas Direktabnahme (8.) Reflex, lenkte Akanjis Distanzschuss zur Seite (15.) und wehrte am spektakulärsten bei Langs Weitschuss (20.) ab, als er den Ball über die Latte lenkte.

Einstand und Comeback

Bei Vero Salatic (Muskelverhärtung) ging man kein Risiko ein, im Cupfinal ist er dabei. Darauf hofft auch Reto Ziegler, die Ausfälle der einen beim FC Sitten war die Chance für andere. Quentin Maceiras etwa, der ab 2014 anderthalb Saisons beim FC Oberwallis in der 1. Liga spielte, gab sein Startelf-Debüt in der Super League. Der U21-Captain kam in der Viererkette über rechts zum Zug, weil hier Lüchinger gesperrt fehlte. Der kopfballstarke Abwehrspieler machte seine Sache beachtlich.

Geoffrey Bia stand nach einer zweimonatigen Absenz (Bänderriss) erstmals wieder auf den Platz, und das gleich zu Beginn. Bei Sittens erster Chance, die gleich zum 1:1-Ausgleich führte (39.), leitete er die Situation mitentscheidend ein. Sein Steilpass auf Konaté ermöglichte dem und daraufhin Torschütze Akolo den nötigen Freiraum.

Der FC Basel liess bewährte Kräfte wie Serey Die, Elyounoussi oder Delgado vorerst draussen, um in der englischen Woche mit dem kommenden Cupfinal Kräfte zu schonen. Trotzdem agierte der Meister mit viel Ballbesitz und Geduld für sein Spiel in die Breite. Auch nach dem Ausgleich setzte der FCB seine Ballmonopolisierung fort, der jedoch das Tempospiel etwas abging und somit den Gegner selten überraschte. Torschütze Janko musste bereits nach 57 Minuten Doumbia Platz machen, FCB-Trainer Urs Fischer gab beiden Zentrumsstürmern nochmals Ausgang.

Sitten wurde erneut weit zurückgedrängt, konstruktive Konter blieben selten. Constant liess sich im Zentrum zurückfallen, um von hier aus das Spiel nach vorne anzukurbeln. Er fand bei seinen öffnenden Pässen nur wenig Abnehmer.

Ausgleich mit der letzten Aktion

Doch selbst dem Spielbeobachter des grossen Manchester United auf der Tribune war eines nicht entgangen: Nach dem Ausgleich wirkte das Walliser Defensivspiel solider. Das Geschehen war jetzt ausgeglichener geworden, weil beim Meister die zwingenden Momente rar wurden.

Der österreichische Schiedsrichter Markus Hameter zog sich den Unmut der Bestraften zu, als er innert kurzer Zeit Akolo und Bia für Nichtigkeiten verwarnte. Trainer Sébastien Fournier machte ihm das nach einem Foul gegen Konaté lautstark kund, was zu einer unfreundlichen Unterredung der beiden an der Seitenlinie führte.

Sittens Trainer wechselte defensiv ein (Morgado für Bia), um den Ertrag abzusichern. Derweil skandierte die «Muttenzer Fankurve» bereits «Cupfinal, Cupfinal, Sion wird falle...». Die Verlegung auf Randerscheinungen deutet darauf hin, dass spielerische Glanzlichter bis in die Schlussminuten gänzlich ausblieben.

Bis Doumbia von Xhaka steil angespielt wurde, Sittens Zentrumsabwehr überwunden war und der Ivorer wuchtig zum 2:1 einschoss (2:2). Das wars noch nicht. Bei der letzten (!) Aktion des Spiels fiel der Ball nach einer ungenügenden Kopfball-Abwehr beim zweiten Pfosten nach unten. Constant nahm ihn direkt ab und traf herrlich zum 2:2 (95.). Der Ref liess erst gar nicht mehr anspielen und pfiff die Partie ab. Sittens Jubel beim späten Ausgleich kann darauf hindeuten, was in einer ähnlichen Situation in einer Woche los sein könnte…

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