Presseschau

Basler Zeitung vom 20.03.2017

«Ich bin enttäuscht, das ist doch klar»

Renato Steffen hat kein Nationalelf-Aufgebot

Von Marcel Rohr

Basel. Schulter an Schulter standen sie nach dem 1:0-Sieg gegen GC vor den Garderoben, die beiden Schweizer Nationalspieler Luca Zuffi und Renato ­Steffen, die im Monat März keine Schweizer Nationalspieler sein dürfen. Beide Leistungsträger des FC Basel wurden von Nationaltrainer Vladimir ­Petkovic für das WM-Qualifikationsspiel gegen Lettland vom nächsten Samstag in Genf (18 Uhr) übergangen. «Ich bin enttäuscht, aber ich akzeptiere diesen Entscheid», sagte Zuffi, zuckte mit den Schultern und begab sich unter die Dusche. Renato Steffen dagegen blieb noch einen Moment stehen.

BaZ:

Renato Steffen, Sie figurieren nicht im Aufgebot der Nationalmannschaft?…

Renato Steffen:

War ja klar, dass diese Frage gleich kommt?…

Natürlich kommt diese Frage. Was sagen Sie dazu?

Ich bin enttäuscht, wie Luca Zuffi auch, das ist klar. Aber ich muss es akzeptieren. Es wäre das falsche Zeichen, wenn ich nicht enttäuscht wäre. Bis die WM 2018 in Russland anfängt, sind ja noch ein paar Qualifikationsspiele zu bestreiten. Ich mache das beste daraus und trainiere hier in Basel weiter. Vielleicht bin ich dann im Juni wieder dabei, wenn es gegen die Färöer geht.

Welche Erklärung hat Ihnen Petkovic geliefert? Immerhin ist ein Dauer-Reservist wie Valentin Stocker von Hertha Berlin dabei, während Sie in Basel immer spielen.

Er hat mir eine SMS geschrieben.

Was stand darin?

Er schrieb mir, dass ich weiter unter Beobachtung stehe. Aber mir muss keiner gross was erklären, es reicht doch, wenn er sich überhaupt meldet.

Gibt es denn gar keine kernige Polemik von Ihrer Seite?

(Lacht.) Damit die BaZ etwas Knackiges zu schreiben hat? Am Ende entscheidet der Nationaltrainer, wer in die Gruppe passt und wer nicht. War das polemisch genug (lacht wieder)?

Natürlich. Und jetzt Themawechsel. Wie kommentieren Sie den 1:0-Sieg gegen den Grasshopper Club?

Wir hatten vor der Pause genügend Chancen, um höher zu führen als nur mit 1:0. Am Ende zählt der Sieg –unser bestes Spiel war es nicht.

Die Startphase war sehr schwungvoll?…

Das denke ich auch. Aber in der zweiten Halbzeit versuchten wir zu fest, den Match zu kontrollieren. Dazu schlichen sich ein Tick zu viele Fehlpässe in unser Spiel, vielleicht fehlte auch etwas die Konzentration. Die Zürcher hatten den 1:1-Ausgleich auf dem Fuss, wir sind da wohl etwas zu leger aus der Kabine gekommen. Aber es ist ja nochmals gut gegangen.

Trotz dem Hänger nach der Pause ist beim FCB wieder mehr Leidenschaft und Begeisterung zu spüren als im Herbst. Empfinden Sie das auch so?

Ja sicher. Es macht wieder mehr Spass, wenn man spürt, wie es allen besser läuft. Wir spielen präziser und wieder mehr vertikal, die Pässe kommen besser an, es ist viel Bewegung in unserem Spiel. Im Herbst gab es eine Phase, wo wir uns zu sehr auf die individuelle Stärke jedes Einzelnen verlassen haben. Jetzt wissen wir, dass wir alle mehr investieren müssen – das spüren alle, wir sind näher am Spektakel-Fussball.

Spürten Sie auf dem Platz, dass bei GC mit Carlos Bernegger ein neuer Trainer auf der Bank sass?

Nein. Das ist mir auch egal, wer bei GC in der Coachingzone steht. Am Anfang versuchte GC, uns zu pressen, aber darauf waren wir vorbereitet. Unser Ziel war, früh das 1:0 zu erzielen, damit eine allfällige Euphorie bei GC gleich wieder weg ist. Das ist uns gelungen. Danach hatten die Zürcher nicht mehr oft den Ball.

War der Platzverweis von Patrick Olsen korrekt?

Er geht mit gestrecktem Bein in den Zweikampf mit Akanji. Wer so viel riskiert, muss damit rechnen, dass er vom Platz fliegt. Zum Glück bin ich kein Schiedsrichter und muss solche Szenen nicht bewerten!

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