Presseschau

TagesWoche vom 20.02.2017

Bernhard Burgener: Ein Mann mit Vorliebe für grosse Marken

Der Basler Bernhard Burgener ist 200 Meter vom Joggeli entfernt aufgewachsen, in den frühen 1980er-Jahren ins Filmgeschäft eingestiegen und Millionär geworden. Er vermarktet die Champions League und den Eurovision Song Contest, hat einst eine Schlager-CD produziert und dürfte im Sommer Präsident des FC Basel werden – dort wird er mehr im Rampenlicht stehen, als ihm eigentlich lieb ist. Von Samuel Waldis

Im Frühjahr 2011 sitzt Bernhard Burgener in Los Angeles beim Abendessen. Zusammen mit Bernd Eichinger, dem deutschen Filmproduzenten und Regisseur, dessen Frau und Tochter. Die Gruppe will sich über die nächsten Filmprojekte unterhalten. Dann stirbt Eichinger an einem Herzinfarkt. Burgener verliert einen Mann, mit dem er über Jahre zusammenarbeitete und unter anderem Patrick Süsskinds «Das Parfüm» verfilmt hat.

Wenige Monate nach Eichingers Tod zog Burgener im Schweizer Fernsehen Paralleln zwischen dem Verlust und dem Fussballgeschäft: «Jeder beste Spieler tritt einmal ab. Und es wird immer wieder ein anderer kommen. Es gab einst Pelé, dann kam Maradona. Und dann kam Ronaldo. Es wird ein anderer Bernd Eichinger kommen. Wir müssen einfach schauen, dass der dann auch in unserem Filmunternehmen ist.»

Burgener blickte in dieser dunklen Stunde in die Zukunft ohne den erfolgreichen Regisseur. Und jetzt, sechs Jahre später, ersetzt der 60-Jährige selbst jemanden, dem der Erfolg über Jahre hinweg treu geblieben ist: Wenn alles so kommt, wie es aktuell aussieht, wird Burgener im Juni den FC Basel übernehmen.

Er wird Bernhard Heusler als Präsidenten beerben, der seit fünf Jahren die Geschicke des Clubs leitet, dabei immer Schweizer Meister wurde und sowohl den Umsatz als auch den Gewinn in neue Sphären gehoben hat. Eine Herausforderung wie gemacht für Burgener – für den Basler, der sein Berufsleben als kaufmännischer Lehrling begonnen hat, der mit 28 Jahren Millionär war und über den Heusler sagt: «Er ist unternehmerisch hervorragend aufgestellt und hat bewiesen, dass er mit Menschen umgehen kann. Das wichtigste für uns ist, dass die Spieler sich wohl fühlen und die Menschen, die auf der Geschäftsstelle arbeiten.»

200 Meter neben Joggeli aufgewachsen

Burgener, der 200 Meter neben dem Joggeli aufgewachsen ist und später ein Freund von Karl Odermatt wurde, gründete nach der Lehre zum Speditionskaufmann 1983 einen Videoverleih in Allschwil. Gut zehn Jahre später wurde er Aktionär der Firma Highlight Communications, die er 1999 an die Börse brachte und bei der er im Januar dieses Jahres als Präsident des Verwaltungsrates wiedergewählt wurde.

Mit seiner Firma Highlight, die ihren Hauptsitz in Pratteln hat, ist Burgener in zwei Segmenten tätig: im Bereich Film, wo er unter anderem mit der Tochtergesellschaft Constantin Filme wie «Der Untergang» oder die «Resident:Evil»-Reihe produzierte, und im Bereich Sport und Events.

Dort vermarktet Burgener, der einst eine Schlager-CD mit dem Basler Sänger Hansheini Kaufmann produzierte, unter anderem den Eurovision Song Contest. Und mit der Team Holding AG übernimmt er im Auftrag der Uefa die Vermarktung der Champions und der Europa League. Im Verwaltungsrat dieser Holding sitzt er zusammen mit Martin Wagner, ehemaliger Verleger der «Basler Zeitung», bei der Burgener selbst einmal im Verwaltungsrat war.

In dieser Funktion ist der Mann, der als zurückhaltend beschrieben wird, als jemand, der im Hintergrund die Fäden zieht, im Fussballgeschäft bekannt geworden. Und diesen sichtbaren Teil der Geschäftswelt mag Burgener nicht: «Entscheidend ist, dass man sich zurücknimmt und nicht den öffentlichen Auftritt sucht. Das bringt einem den Vorteil, dass man unterschätzt wird», sagte Burgener dem SRF.

Und in einem Interview mit der «Basler Zeitung» (online nicht verfügbar) äusserte er sich 2010 im Vorfeld der Champions League zur Basler Gruppe mit Bayern München, der AS Roma und CFR Cluj: «Die Spieler sind hungrig und werden deshalb hoch motiviert sein. Thorsten Fink ist ein hervorragender Trainer, der die Bayern bestens kennt. Das sind schon mal gute Voraussetzungen. Und vielleicht wird der FCB zudem unterschätzt, das wäre dann noch besser.»

Auch wenn er als FCB-Präsident den öffentlichen Auftritt nicht suchen wird – den erfolgreichen Unternehmer wird kaum jemand unterschätzen. Und den FCB unterschätzt in Europa ebenfalls keiner mehr, dafür waren die internationalen Resultate der letzten Jahre zu gut. Vielmehr wird sich Burgener auf seinen Führungsstil verlassen, um auch nach dem wahrscheinlichen 20. Meistertitel mit dem FCB erfolgreich zu sein: wenig Fluktuation im Team, Personen intern fördern und ihnen Aufstiegsmöglichkeiten bieten («Wer sich bei mir bewährt, bleibt»).

Burgener sass in den 1990er-Jahren bereits einmal im Vorstand des FCB

Anfang der 1990er-Jahre war Burgener, der zusammen mit Timm Klose im Verwaltungsrat des Club de Bâle sitzt, schon einmal im Vorstand des FC Basel, der damals in der Nationalliga B spielte. «Mein Engagement kam durch Peter Epting zustande», sagte der Unternehmer im Interview mit der Baz, «Epting war damals Präsident und machte in einer für den Verein schwierigen Zeit einen tollen Job. Er war keiner, der sich vorne hinstellte und grosse Töne spuckte, sondern ein Macher und ein Chrampfer. Ich half ihm zusammen mit einem Geschäftsfreund beim Marketing, so auch, als der FCB seinen 100. Geburtstag feierte.»

Nächstes Jahr wird Burgener, der schon Champions-League-Spiele neben der ehemaligen FCB-Präsidentin Gigi Oeri verfolgte und mit ihr zusammen «Das Parfüm» verfilmte, beim 125-Jahr-Jubiläum dabei sein. Als Präsident, was er vor sieben Jahren noch ausgeschlossen hatte wegen seiner Rolle als Vermarkter der Champions League: «Das ist illusorisch, ich würde das aus geschäftlichen Gründen nicht machen. Ich muss neutral sein. Solange wir mit unserer Agentur ‹Team› die Champions League und weitere Formate vermarkten, übernehme ich keine Funktion in einem Verein.»

Es ist nicht bekannt, wie Burgener mit einem möglichen Interessenkonflikt umgehen würde

So wahrscheinlich der Wechsel an der Vereinsspitze im Sommer ist, er muss erst durch ein Gremium, das dem Konzept mit Burgener als Präsidenten und Marco Streller als Sportdirektor zustimmen muss. Anschliessend beschliesst die Generalversammlung über die Veränderung. Entsprechend ist aktuell nicht bekannt, wie Burgener mit dem möglichen Interessenkonflikt umgehen wird.

Ab 2018 steht die nächste grosse Veränderung in der Champions League an: Wegen der je vier Startplätze für die grössten vier Ligen wird es für Teams aus kleineren Ligen wie der Super League schwieriger, in der Königsklasse vertreten zu sein. Burgener wird damit wohl weniger Millionen aus dem Uefa-Topf zur Verfügung haben als sein Vorgänger Bernhard Heusler.

Der immerwährende Glaube an Erfolg

Für den FCB könnten deswegen finanziell weniger erfolgreiche Zeiten als in den letzten Jahren anstehen. Mit einem Mann an der Spitze, der keine Erfahrung in der Super League hat. Für den amtierenden Präsidenten Heusler muss das kein Nachteil sein, er selbst habe schliesslich auch kaum etwas vorzuweisen gehabt, als er 2012 das Amt von Gigi Oeri übernahm.

Im Schweizer Markt dürfte der FC Basel jedenfalls auch mit einem Super-League-unerfahrenen Mann die grösste Marke bleiben. Und genau für solche Marken hat sich Burgener immer interessiert.

Ein Erfolgsrezept in seinem Leben als Unternehmer war, «dass ich mich immer an grosse Marken gehalten habe. Die Champions League, die Europa League, die Wiener Philharmoniker, der Eurovision Song Contest und die Constantin Film sind solche. Aber auch Persönlichkeiten wie Bernd Eichinger und das, was sie schaffen oder geschaffen haben. Mit ihnen ist der Erfolg garantiert, grosse Marken sind auch während wirtschaftlich schwieriger Zeiten krisenfest.»

Eine finanzielle Krisenzeit wird der FCB in naher Zukunft auch dann nicht durchlaufen, wenn die Millionen aus der Champions League ausbleiben sollten. Aber möglicherweise hat der Verein einen Mann gefunden, der auch eine solche Periode überstehen würde. «Ich habe immer an den Erfolg geglaubt. Und er ist gekommen», sagt der Mann, der im Sommer zum nächsten Präsidenten des FC Basel gewählt werden dürfte.

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