Presseschau

NZZ vom 20.02.2017

FCB vor einer Zeitenwende

Kommentar

Von Flurin Clalüna

Es ist die bisher erfolgreichste Ära im Schweizer Fussball, die Epoche einer unersättlichen Titeljagd und vor allem auch: Es ist die Ära der schwarzen Zahlen im FC Basel. Und nun deutet vieles darauf hin, dass im nächsten Sommer etwas Neues beginnt. Es ist so etwas wie eine Zeitenwende, wenn der Präsident Bernhard Heusler und der Sportdirektor Georg Heitz sich nun entschliessen, ihre Chefbüros für eine neue Klubführung zu räumen. Niemand hat sie zu diesem Schritt gedrängt. Sie haben schon länger über ihren Rückzug nachgedacht, ohne Zwang und ohne Not, und immer wussten sie, dass sie den Verein gemeinsam verlassen werden, auch wenn auf diese Weise viel Know-how verloren geht.

Heusler und Heitz haben sich nie für unersetzbar gehalten, sie sind zur Einsicht gekommen, dass ein Zyklus an sein Ende stösst, dass das Erfolgsmodell FC Basel neu erfunden werden soll. Und sie verabschieden sich auch mit dem uneitlen Bewusstsein, dass sie nun vielleicht nicht mehr die Richtigen sind, um immer wieder neue Ideen zu entwickeln, wie man den FCB in die Zukunft führen könnte: immer erfolgreich, aber immer auch im Wissen, dass dies in Basel nicht genügt. Eine neue Crew kann die Aufgabe unbelasteter und mit neuer Kreativität angehen – auch um zu verhindern, dass der FCB am Erfolg erstickt.

Die FCB-Führung mit Heusler und Heitz hatte in den letzten Jahren etwas unverschämt Makelloses, war eine Art gesegnetes Perpetuum mobile, sportlich, wirtschaftlich, aber auch sozial, im Umgang mit den Menschen, die diesem Verein nahestehen. Heusler hat den Klub praktisch ganz aus der Abhängigkeit von Gönner-Geld geführt; er hat ihn unabhängig von Trainern gemacht und gehalten, was er immer versprochen hat: den FC Basel treuhänderisch zu führen.

Für Heusler ist der FCB mehr als ein Fussballklub, er ist eine städtische Institution, die nicht ihm, sondern den Baslern gehört. Und so wird er den FCB nun wohl auch übergeben: Die Mitglieder werden an einer Versammlung darüber abstimmen, ob sie mit dem Handwechsel einverstanden sind. Diese FCB-Führung, der so vieles gelungen ist, scheint nun auch zu schaffen, was am schwierigsten ist: einen guten Abgang zu finden. Das alles ist einmalig im Schweizer Fussball, in dem es vielen oft so schwerfällt, sich nur schon über Wasser zu halten.

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