Presseschau

Blick vom 20.02.2017

«Er hats faustdick hinter den Ohren!»

Der neue FCB-Boss Bernhard Burgener

Das Basel-Beben

Sandro Inguscio und Stefan Kreis

Bernhard Burgener (59) soll der neue starke Mann beim FCB werden. Ein Medien-Mogul, der vom Schicksal brutal gebeutelt wurde.

Er ist Präsident des Unternehmens Highlight Communications AG, das die weltbekannte deutsche Filmproduktionsfirma Constantin Film besitzt. Er vermarktet die Uefa Champions League. Er verdiente Millionen mit dem Verleih von DVDs und Videos. Jetzt wird Bernhard Burgener der neue starke Mann beim FCB. Dem grössten Klub der Schweiz.

Und trotz allem Erfolg ist der Basler vor allem eines – ein Tiefstapler. Und ein stiller Drahtzieher im Hintergrund. Der trotz beeindruckender Karriere noch keinen Wikipedia-Eintrag hat. «Der sieht aus wie ein Schulbub, aber er hats faustdick hinter den Ohren», sagte einst der verstorbene Filmproduzent Bernd Eichinger über ihn.

So schaffte es der 59-Jährige aus ärmlichen Verhältnissen, aufgewachsen ohne Auto und Fernseher, trotzdem an die Spitze.

Mit 25 eröffnet der Filmfan in Allschwil eine Videothek: «Damals waren ‹Gandhi›, ‹Tootsie› und ‹Rambo› die Kassenschlager», erzählte er. Das Geschäftsmodell schlägt ein. Bereits mit 28 ist er Millionär. Doch Geld ist ihm nie wichtig. In einem seltenen und offenen Interview mit der «Weltwoche» verrät er: «Geld war nie meine Triebfeder. Die Würfel fielen zum Teil so unglaublich gut für mich, dass es fast schon unheimlich war. Aber ich hatte auch so viel Pech in meinem Leben, dass ich alles Geld zurückgeben würde, damit gewisse Dinge nicht passiert wären.»

Denn so beeindruckend der Karriere-Aufstieg Burgeners, so brutal wird er vom Schicksal gebeutelt. 2011 muss er mitansehen, wie sein Geschäftspartner Eichinger in Los Angeles am Tisch an einem Herzinfarkt stirbt. Dies, nachdem das Schicksal Burgener bereits in den 90ern brutal heimgesucht hat. Sein Vater stirbt damals kurz nach der Pensionierung auf dem Weg ins Wallis zum Skifahren – ebenfalls an einem Herzinfarkt. «Kurz darauf ging eine meiner beiden Schwestern Ski fahren, sie bekam einen Schlaganfall, und seither ist sie halbseitig gelähmt. Meine Mutter kümmerte sich um sie, dann lief sie über einen Fussgängerstreifen, ein Motorrad erfasste sie und schleifte sie 30 Meter mit. Auch tot. All dies geschah in vier Jahren, in den Neunzigern, und ich stand da mit meinen Millionen und konnte nichts tun. Geld ist nicht alles», erzählt Burgener.

Eng verbunden mit Oeri

In den 90ern ist es auch, als der Fussball-Fan ein erstes Mal für den FCB tätig wird. Unter dem damaligen Präsidenten Peter Epting ist er im Vorstand und kümmerte sich um das Marketing und die Feierlichkeiten zum 100-Jahr-Jubiläum. Klub-Legende Karli Odermatt nennt er bis heute einen engen Freund. So auch Roche-Erbin Gigi Oeri, mit der Burgener den Film «Das Parfum» produzierte. Auch sie nennt er noch heute eine «liebe Freundin, mit der er eng verbunden» sei.

Jetzt tritt er in die Fussstapfen, die Gigi Oeri nach ihrem Rückzug Ende 2011 vorgab. Selbst wenn Burgener sagt, er trage den FC Basel in seinem Herzen. Ihn wird man bestimmt nie wie Gigi Oeri im Pool im schrillen Badeanzug den Meistertitel feiern sehen.

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