Presseschau

Basellandschaftliche Zeitung vom 20.02.2017

«Wollen keine Plätze besetzen»

Fussball · FC-Basel-Präsident Heusler erklärt die Gründe zum geplanten Führungswechsel

Bernhard Heusler, wir waren etwas überrascht über diese Bombe, die da in der Nacht auf Sonntag geplatzt ist.

Bernhard Heusler: Wir waren auch etwas überrascht. Aber es ist ja nur eine Bombe, die geplatzt ist, weil jetzt die Namen bekannt sind. Die Namen sind immer spannend. Es geht bei dieser ganzen Geschichte aber nicht nur um mich und Georg Heitz, sondern um die ganze Führungsriege, die ausnahmslos bereit ist, ihren Platz zu räumen, wenn sich eine neue, nachhaltige und akzeptable Lösung finden lässt.

Dass Sie und die Vereinsführung im Sommer die Macht übergeben, ist schneller gekommen als gedacht.

Den Ausdruck «Macht übergeben» finde ich etwas schwierig. Ich habe das nie als Macht ausüben empfunden. Ich habe es immer so empfunden und verstanden, dass wir eine Aufgabe für den Klub haben. Den Klub gab es vor uns und es wird ihn auch nach uns geben. Wir sind da, um das Beste zu machen. Wenn wir in der Vergangenheit Personalentscheide gefällt haben, dann auch, um neue Akzente zu setzen. Wir haben uns auch jetzt wieder überlegt, an welchen Schrauben wir drehen müssen, um diesen Klub weiterzubringen und um das eine oder andere Neue reinzubringen und neue Reize zu schaffen. Wir haben dann gemerkt, dass es nicht reicht, einfach irgendeinen neuen Spieler zu verpflichten, sondern dass es vielleicht richtig ist, wenn man den Mut hat, zu sagen, dass es nach einer gewissen Zeit vielleicht auch einfach mal neue Köpfe braucht. Und dann kommt dazu, dass Leute wie eben Marco Streller Verantwortung suchen, und wir nicht einfach Plätze besetzen oder PseudoStellen schaffen wollen, nur, damit wir, wie Sie sagen, an der Macht bleiben können.

Also können Sie die Namen Streller und Burgener bestätigen?

Wir haben eine Mitteilung publiziert, nachdem die Namen raus waren, also kann man daraus ableiten, dass das kein Humbug ist, sondern dass das stimmt. Wir sind in Kontakt mit diesen Leuten, mit Marco Streller natürlich schon lange. Und dann war uns klar, dass es neben einer sportlichen Führung auch eine unternehmerische braucht. Mit Bernhard Burgener hat man da jemanden, den man in der Region kennt, von dem man weiss, dass er unternehmerisch gut aufgestellt ist und im Fussball schon tätig war. Von dem her ist dieser Weg einer, der für mich von den Personen her sehr, sehr interessant klingt und hinter dem die aktuelle Vereinsführung stehen könnte.

Angeblich waren auch ausländische Investoren interessiert. Was können Sie dazu sagen?

Wir werden bald unsere Zahlen vorlegen, und es wissen alle, dass wir zum siebten Mal nacheinander profitabel sein werden. Und ja, dann gibt es immer Leute, die sich dann anfangen zu überlegen, was das wert sein könnte. Das waren Leute aus Europa und auch eine Gruppe aus der Schweiz, aber die waren von der Idee her nicht das, was wir als nachhaltig empfunden haben. Das war alles finanzbasiert. Und wenn man unseren Fall analysiert, dann kann man diesen einfach nicht rein finanzbasiert anschauen, sondern man muss das Ganze sehen und wissen, dass das, was wir erreicht haben, nicht nur der Finanzwirtschaft, sondern auch der Menschenführung zu verdanken ist. Die ist am Schluss für den Verein entscheidend.

Wie geht es Ihnen persönlich damit, dass Sie im Sommer vielleicht nicht mehr der Präsident des FCB sind?

Am Samstagabend in den Schlussminuten des Spiels zwischen YB und St. Gallen hatte ich das Gefühl, man müsse mich beatmen. Und heute sitze ich da, und darf erleben, wie wir ein 1:3 noch in ein 4:3 drehen. Ich bin völlig nicht in dieser Welt, in der ich die Zukunftspläne diskutiere, ich bin noch voll im Tagesgeschäft.

Ist es dann nicht erst recht komisch, dass bald Schluss sein könnte?

Doch, es ist ein komisches Gefühl, das ist klar. Aber da muss man auch versuchen, sich zu lösen. Ich bin vorher 40 Jahre lang in dieses Stadion gegangen und werde es auch nachher wieder tun, wenn auch in einer anderen Rolle. Aber es ist nicht so, dass ich ein Buch schliessen und nie wieder aufmachen werde. Sondern ich werde bis zum Lebensende mit diesem Verein verbunden sein.

Was für Pläne haben Sie für die Zeit nach der Übergabe?

Das kann ich noch nicht sagen. Ich habe natürlich Ideen, aber es ist nicht gut, damit in der Öffentlichkeit zu hausieren. Das wäre zum jetzigen Zeitpunkt auch unanständig und respektlos.

Ein Führungswechsel ist auch finanziell für Sie reizvoll.

Das Gremium schaut nicht an, was für die Aktien gezahlt wird, sondern es schaut sich das Konzept an. Die Übergabe soll ausserhalb der Dividenden sein, die noch ausbezahlt werden könnten, oder von Gehältern, die jetzt noch erhöht werden könnten. Der FCB soll genauso übergeben werden, wie er jetzt aufgestellt ist: Mit Mitteln von 20 Millionen Cash in der Holding und den 40 bis 50 Millionen in der Tochtergesellschaft. Was für die Aktie bezahlt wird, das ist reine Privatsache.

Aufgezeichnet: Céline Feller

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