Presseschau

Basellandschaftliche Zeitung vom 01.10.2016

Fischers Welt

Fussball · Die Erkenntnisse des FCB-Trainers aus der Lehrstunde gegen Arsenal.

Sebastian Wendel

Es ist ein überraschend gut gelaunter und auskunftsfreudiger Urs Fischer, der am Freitag zu den Journalisten spricht. Überraschend, weil Fischer schon anders drauf war nach Spielen, in denen der FCB schlecht abschnitt und Fischer danach mediale Kritik widerfuhr. «Man verändert sich. Ich schaue nicht mehr so drauf, was geschrieben wird. Und wenn: Soll ich darüber böse sein?»

Was natürlich nicht heisst, dass Fischer die Reaktionen nach dem 0:2 gegen Arsenal London ignoriert hat. Drei Dinge werden ihm vorgeworfen: falsche Taktik, fehlender Mut und Schönfärberei.

Über die ersten zwei Punkte kann man sich streiten: Immerhin hat Fischer gegen Arsenal in taktischer Hinsicht etwas versucht – zuvor wurde ihm ja die mangelnde Kreativität vorgeworfen. Ein neues System gegen eine der derzeit offensivstärksten Mannschaften der Welt – das ist eher mutig, vielleicht auch blauäugig, aber sicher ist es nicht ängstlich. Ob die tief stehende Fünferabwehr gegen eine spielstarke und temporeiche Mannschaft wie Arsenal die richtige Wahl war, ist Ansichtssache. Fischer sagt zwei Tage danach: «Ich würde es wieder so machen. Wie es herauskommt, liegt auch daran, wie die Spieler es umsetzen.» Verständlich.

Wenn es jedoch um die Analyse der Spielanteile geht, schwebt Fischer in seiner eigenen Welt. Wie er dazu kommt, die ersten 30 Minuten als «nicht schlecht» zu bezeichnen, ist abenteuerlich. Es ist die Phase, in der beide Gegentore fallen und weitere fallen könnten, würde Goalie Vaclik nicht mehrere Male brillant reagieren. Arsenals Granit Xhaka dazu: «Wir waren überrascht, wie tief Basel gestanden ist.» FCB-Verteidiger Marek Suchy: «Es stand zwar nur 0:2, gefühlt war es ein 0:5.» Fischer aber sagt: «Wir machen zwei Fehler, darum steht es nach 30 Minuten 0:2. Ansonsten kann ich damit leben.» Unverständlich.

Sicher hat dem FCB in London auch die internationale Erfahrung gefehlt. Figuren wie früher Samuel, Safari oder Streller, die gestählt sind von etlichen Europacup-Schlachten. «Ich bin überzeugt, wir haben viel lernen können. Im nächsten Spiel gegen Paris St. Germain werden wir gewisse Fehler nicht mehr machen.» Zunächst einmal kommt heute der FC Thun in den St. Jakob-Park. Super League. Die Welt, in der sich der FCB und Urs Fischer in dieser Saison bislang am wohlsten fühlen.

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