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FC Basel

Neuchâtel Xamax

FC Basel - Neuchâtel Xamax 1:4 (0:4)

Datum: 22.11.1997, 17:30 Uhr - Wettbewerb: NLA Qualifikationsrunde 1997/98 - 20. Runde

Stadion: St. Jakob (Basel) - Zuschauer: 3'500

Schiedsrichter: Massimo Busacca Schweiz

Tore: 26. Gazic 0:1. 32. Jeanneret 0:2. 39. Hamann 0:3. 45. Kunz 0:4. 64. Dobrovoljski 1:4.

Gelbe Karte: 60. Henry (Ball wegschlagen). 84. Perez (Foul).

FC Basel: Huber; Barberis, Kreuzer, Salvi, Zuffi; Frick, Perez, Henry (85. Schmidiger), Berger; Knup (46. Hartmann), Dobrovoljski (83. Frei).

Neuchâtel Xamax: Corminboeuf; Hamann; Jeanneret, Helgason; Rothenbühler; Perret, Wittl, Zambaz; Isabella, Gazic, Kunz (74. Chanlot).

Bemerkungen: Basel ohne Ceccaroni (Wadenprellung), Subiat (Oberschenkelverhärtung) und Disseris (verletzt), Konde, Mendi (U18-Nationalmannschaft) und Gaudino (nicht im Aufgebot). Xamax ohne Rueda, Sandjak, Martinovic, Moret, Delay und Boughanem (alle verletzt) sowie Friedli (U18-Nationalmannschaft). - 66. Pfostenschuss Dobrovoljskis.

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Alle Mann über Bord

Der FC Basel verlor in der 20. Runde der NLA-Qualifikation gegen Xamax mit 1:4 (0:4). Was vor der Pause geschah, war einzigartig?

Basel. Diesig war's am Samstag abend, unheimlich fast im weiten Stadion, wohin sich gerade mal noch 3500 Zuschauer verirrt hatten. Doch leider war aus Basler Sicht, namentlich vor der Pause, der Nebel nicht dicht genug. So blieb dem Publikum nicht verborgen, was sich auf dem Rasen abspielte. Es war ein einzigartiges FCB-Trauerspiel; wenn's noch irgendeines Beweises für den Zustand des Traditionsclubs bedurft hätte - deutlicher hätte er nicht geliefert werden können.

0:4 lautete das Resultat nach 45 Minuten. Im eigenen St.-Jakobs-Stadion wurde der FC Basel vorgeführt, hilflos stand er einer Neuenburger Equipe gegenüber, die selbst nicht als form-starke Einheit angereist war. Tiefer fallen kann der FCB eigentlich erst im Frühling wieder - dann winkt die Anonymität der Nationalliga B. Wie sich die Basler vor der Pause gehen liessen, wie sie ob besiegeltem Abstiegsrunden-Schicksal quasi mit halbgeschnürtem Schuhwerk über den Platz stolperten, verärgerte nicht nur die FCB-Führungscrew, sondern alle, die - aus welchem Grund auch immer - noch ihre Verbundenheit mit diesem Verein demonstrieren.

Die Einstellung war der eine wunde Punkt, die Aufstellung der andere. Salvatore Andracchio, der Interimstrainer, hat sich in der verworrenen Situation im Zusammenhang mit der zu regelnden Nachfolge Jörg Bergers ganz offensichtlich aufgerieben. Womöglich wollte er's als Mannschafts-Verantwortlicher auch zu gut machen, zu viel versuchen, um seine Qualitäten zu demonstrieren.

Hartmann auf der Bank

Wie dem auch sei, Andracchio hatte wie schon in St. Gallen (1:3) keine glückliche Hand mit der Startforma-tion. Wohl war er zum 4-4-2 zurückgekehrt, doch dass er in Zeiten nötiger Stabilisierung just auf den zuletzt wertvollsten Spieler, Jürgen Hartmann, verzichtete, war höchst unglücklich. Andracchio wollte dem jungen Marco Perez eine Chance geben - doch der war auf der Position 6 und im direkten Vergleich mit Charles Wittl dermassen überfordert, dass es bereits 0:4 stand, als Hartmann dann nach dem Wechsel doch noch aufs Feld kam. Dabei hatte sich - trotz zwei, drei gefälligen Angriffsaktionen des Gastgebers in den ersten 20 Minuten - schon nach wenigen Minuten abgezeichnet, wie anfällig das zu offensiv ausgerichtete FCB-Mittelfeld war.

Und Wittl war die zentrale Figur im Xamax-Gefüge, der österreichisch-ghanaische Doppelbürger hatte bei allen vier Toren seine Füsse im Spiel. Beim 0:1 düpierte er die FCB-Abwehr mit einem Absatztrick (Torschütze Edin Gazic/26.), beim 0:2 durch Sébastien Jeanneret (32.) war Wittl als Vorbereiter gleichsam durch den abwesend wirkenden Dario Zuffi marschiert. Beim 0:3 stieg nach Wittls Corner Matthias Hamann höher als Oliver Kreuzer (39.).

Den Höhepunkt erlebte das muntere Neuenburger Scheibenschiessen beim 0:4, als Wittl, Gazic und Torschütze Adrian Kunz den FCB der Lächerlichkeit preisgaben (45.).

Absoluter Tiefpunkt

Diese erste Halbzeit war der absolute Tiefpunkt der neueren NLA-Geschichte des FC Basel. Andracchio sagte danach, er habe sich geschämt, Trainer dieser Mannschaft zu sein. Wenn man sich vor Augen führt, dass der einstige Hoffnungsträger Maurizio Gaudino auf der Tribüne, Hartmann und Marco Sas gegen Xamax auf der Bank sassen, und sich trotz vermeintlich ausgemachter und «abgeschossener» Sündenböcke (Admir Smajic, Berger, Gaudino) nichts verändert, sondern alles eher nur noch verschlechtert hat, dann gibt dies wohl das treffende Zustandsbild des FCB im Herbst 1997. Im grossen Tief haben nur die Alibis Hochkonjunktur.

Zu Gute halten kann man dem FC Basel gegen die Neuenburger eins: Als sich der Gast in «grausamer Selbstzufriedenheit» (Gilbert Gress) zurückgelehnt und dessen Libero Matthias Hamann wegen Rückenproblemen das Feld verlassen hatte, wehrte sich der FCB nach seinen Möglichkeiten und sah nun auch klar besser aus. Er hatte Torchancen, spielte überlegen, doch zu mehr als Daniel Dobrovoljskis 1:4 (64.) reichte es nicht. Bald ist Winter, und das ist auch gut so. Michael Martin

Quelle: Basler Zeitung vom 24.11.1997